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Jena-Coach Mark Zimmermann im Gastinterview

Mark Zimmermann möchte auch in Aalen Zählbares mitnehmen. (Foto: Eibner)

Was die Anzahl der Titel angeht, gehört der FC Carl Zeiss Jena zu den erfolgreichsten Vereinen in der 3. Liga. Der Aufsteiger, der nach fünf Jahren Abstinenz wieder zu den 20 Drittligisten gehört, wurde in der früheren DDR-Oberliga dreimal Meister und viermal Pokalsieger. Im Jahr 1981 erreichten die Thüringer unter der Regie von Kulttrainer Hans Meyer (später unter anderem Hertha BSC, 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach, wo er inzwischen als Präsidiumsmitglied fungiert) sogar das Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger (1:2 gegen Dinamo Tiflis in Düsseldorf). 2008 erreicht der FCCZ das Halbfinale um den DFB-Pokal (0:3 gegen Borussia Dortmund). Aktuell geht es für Jena um den Klassenverbleib in Liga drei. Wir sprachen mit Trainer Mark Zimmermann.

Herr Zimmermann, knapp ein Drittel der Saison ist vorüber. Jena ist in der unteren Tabellenhälfte zu finden. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Zimmermann: "Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann gern mehr Punkte auf der Habenseite und auch das eine oder andere erzielte Tor mehr. Allerdings ist es so, dass uns der Schritt von der Viert- in die Drittklassigkeit schon einigermaßen schwerfällt. Wir müssen lernen, Woche für Woche an das äußerste Limit zu gehen."

Was läuft gut? In welchen Bereich muss sich Ihre Mannschaft möglichst schnell verbessern?

Zimmermann: "Wir rufen unser Top-Leistungsniveau durchaus ab - in einzelnen Spielen, vielleicht auch mal in zwei oder drei Spielen am Stück. Aber wir müssen lernen, diese Zeiträume zu vergrößern. Diese Konstanz geht uns noch ab. Die etwas erfahreneren Teams haben uns voraus, dass es eben nicht darum geht, schön oder gefällig zu spielen. Es geht um Effektivität. Wir sind in vielen Spielen auf Augenhöhe mit dem Gegner. Das ist gut! Aber die Fähigkeit, über einen langen Zeitraum immer voll da zu sein und die guten Phasen, die wir haben, noch zu verlängern - daran müssen wir weiter arbeiten."

Wo liegen die größten Unterschiede zwischen Regionalliga und 3. Liga?

Zimmermann: "Die Homogenität in der 3. Liga ist enorm. Wir haben 19 schwere Gegner. Es gibt keine Mannschaft, die permanent hinten drinsteht und nur lauert, um dann vielleicht ein paar Nadelstiche zu setzen. Es ist vom ersten bis zum 19. Gegner immer über 90 Minuten Vollgas von uns gefordert."

Das Jenaer Stadion soll möglichst bald zu einer reinen Fußballarena umgebaut werden. Wie wichtig wäre dieser Schritt für den Verein?

Zimmermann: "Man muss sich nur anschauen, wie sehr die Stadionneubauten in Halle oder in Zwickau die Vereine und das ganze Umfeld beflügelt haben. In Jena hat man über viele Jahre für dieses Projekt gerungen, und jetzt ist es endlich bald so weit. Kein Verein, keine Fanszene hat im Fußball-Osten so lang darauf warten müssen wie wir in Jena."

Und wie wichtig wäre in diesem Zusammenhang der Klassenverbleib?

Zimmermann: "Der ist ganz unabhängig vom Stadionneubau extrem wichtig. Wir haben fünf lange Jahre darum gekämpft, nach dem Abstieg wieder in die 3. Liga zurückzukehren. Das war ein unbeschreiblicher Kraftakt für den Klub und erforderte zudem viel Geduld und Leidensfähigkeit von den Fans. Das Erreichte wollen wir nicht wieder hergeben. Und wir wollen natürlich im neuen Stadion auch als Drittligist spielen. Denn mindestens dafür baut man ja auch moderne Stadien - und ganz bestimmt nicht für die Regionalliga."

Wie schätzen Sie den VfR Aalen ein?

Zimmermann: "Als eine sehr spielstarke Mannschaft. Wir haben den VfR oft beobachtet, weil die Aalener immer einen Spieltag zuvor gegen unseren nächsten Gegner spielen. Die Mannschaft hat ein sehr gutes Ballbesitzspiel, hat eine sehr ruhige Art, lässt den Ball gut in den eigenen Reihen laufen, ist offensiv sehr gefährlich und spielt zudem sehr variabel. Aalen ist ein Team, das sich sehr gut auf den Gegner einstellen kann, um dann dennoch bei eigenem Ballbesitz das eigene Spiel aufzuziehen."

Was ist gefordert, um aus Aalen etwas mitzunehmen?

Zimmermann: "Wir benötigen eine hochkonzentrierte Leistung und dürfen nur möglichst wenige Fehler machen, weil Aalen in seinem Umschaltspiel eine brutale Effektivität hat. Und wir brauchen Geduld, sollten uns also nicht zu sehr locken lassen, um unnötig Räume zu bieten, wo die Aalener dann reinstechen können." (MSPW)


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