TELENOT

"Die Leidenschaft muss zurück"

Peter Vollmann und sein Team wollen gegen Halle die Auftaktniederlage von Köln vergessen machen.

"Wir haben uns ablenken und aus dem Spiel bringen lassen. Das hat mich sehr geärgert“, sagte VfR-Cheftrainer Peter Vollmann über die 0:1-Auftakt-Niederlage bei Fortuna Köln. In dieser Woche stand deshalb eine ausführliche Spielanalyse an. Die Mannschaft soll wieder Leidenschaft und Kampfgeist zeigen, fordert Aalens Coach vor dem ersten Heimspiel dieser Saison gegen den Halleschen FC.

Herr Vollmann, der Saisonauftakt verlief nicht wie erwünscht. Ohne Punktausbeute kehrte die Mannschaft mit einer 0:1-Niederlage von Fortuna Köln zurück.

Vollmann: "Wir haben diese Niederlage sehr ernst genommen und haben uns erst einmal gesagt, dass wir den kürzesten Weg suchen. Und das ist der zur eigenen Nase. Es gibt ein paar Dinge, die wir nicht gut gemacht haben. Das war etwa die ungenügend aggressive Spielgestaltung gegen den Ball. Dass wir Torchancen, die wir vor dem 1:0 gehabt haben, nicht konsequent genutzt haben, ist ein weiterer Punkt. Wir haben in vielen kleinen Situationen diese letzte Aggressivität, diesen letzten Zweikampfwillen vermissen lassen, der uns in der vergangenen Saison so stark gemacht hat. Nicht jeder Spieler hat jede Faser seiner Möglichkeiten genutzt. Wir haben uns ablenken und aus dem Spiel bringen lassen. Das hat mich sehr geärgert. Wir haben diese Niederlage deshalb in einer langen Videoanalyse aufgearbeitet und richten den Blick jetzt wieder nach vorne."

Wie sehr schmerzte diese Niederlage zum Saisonauftakt?

Vollmann: "Jeder wünscht sich natürlich einen anderen Start. Es war immer klar, dass wir nicht einfach nach Köln fahren können und dort die Punkte abholen. Es war eine Niederlage, die wir natürlich nicht wollten. Jetzt steht eine neue Aufgabe an. Hier gilt es, die Lehren mitzunehmen und gemäß unserem Slogan „Immer weiter nach vorn“ zu versuchen, ein besseres Ergebnis zu erzielen."

Ihr Kölner Kollege Uwe Koschinat hat gesagt, dass es ihm wichtig war, Matthias Morys und Maximilian Welzmüller aus dem Spiel zu nehmen, um zum Erfolg zu kommen. Ist es so einfach, gegen den VfR Aalen zu gewinnen?

Vollmann: "Nein, das darf es natürlich nicht sein. Eines ist klar: Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir in diesem Jahr anders wahrgenommen werden als in der vergangenen Saison. Wir müssen uns darauf einstellen, dass auch einzelne Spieler anders wahrgenommen werden. Die werden richtig Druck bekommen. Das müssen die Spieler wissen. Und wir müssen als Mannschaft und auch individuell damit klar kommen. Wir haben auch bei diesem Spiel gesehen: Grundsätzlich ist das Fenster, ein Spiel zu gewinnen, sehr klein."

Das Spiel wurde durch ein Eigentor entschieden. Thomas Geyer hat den Ball unglücklich ins eigene Netz geköpft.

Vollmann: "Ich kann ihm da keine Schuld geben. Solche Dinge passieren. Es war kein herausgespieltes Tor. Es war ein unglückliches Tor, das durch viele kleine Dinge passiert ist, die man in letzter Konsequenz nicht einmal als Fehler bezeichnen kann, aber die einfach passieren. Fakt war, dass wir dadurch plötzlich auf der Verliererstraße und nicht mehr in der Lage waren, den entscheidenden Gegenschlag hinzubekommen – weil wir schlechte Standards ausgeführt haben und andere Dinge mehr. Das waren unsere Themen in dieser Woche."

In Sachen Moral und Einsatzwillen hat Halle in der vergangenen Woche vorgemacht, wie es geht. Die Elf Ihres Kollegen Rico Schmitt hat aus einem 1:4-Rückstand in der letzten Viertelstunde ein 4:4 gemacht. Das ist eine deutliche Ansage.

Vollmann: "Das ist es. Und es ist nicht so, dass Halle die vier Tore kassiert hätte, ohne selbst nicht auch Chancen gehabt zu haben. Paderborn hat seine Möglichkeiten einfach besser genutzt und ist am Ende vielleicht im Gefühl des sicheren Sieges zu nachlässig geworden. Umgekehrt ist es natürlich so: Wenn man ein 1:4 aufholt, dann spricht das immer für Moral und Leidenschaft."

Werden Sie personelle Konsequenzen aus der Niederlage in Köln für das Heimspiel gegen Halle ziehen?

Vollmann: "Es geht jetzt nicht darum, unbedingt Spieler zu wechseln. Ich habe das den Spielern auch schon während der Analyse gesagt. Es geht einfach darum, dass die Spieler aus dieser Situation lernen. Es gibt immer auch ein, zwei Spieler, die möglicherweise gewechselt werden müssen aufgrund des Gegners. Das wird auch gegen Halle so sein. Das sind alles unheimlich große Kerle. Darauf müssen wir uns einstellen. Allein daraus ergeben sich Wechsel, die zwingend erforderlich sind. Das war in der vergangenen Saison nicht anders."

Welches sind die Zielsetzungen für dieses erste Heimspiel dieser Saison?

Vollmann: "Es ist immer unser Ziel, das Spiel zu gewinnen. Jede Mannschaft will das. Dies ist ein Wunsch, der natürlich immer formuliert wird. Wir müssen sehen, dass es uns gelingt, uns in diesem Spiel zu stabilisieren, sehen, was für uns möglich ist. Im Spiel wird sich dann zeigen, ob wir um einen oder drei Punkte spielen können. Ich glaube, das ist im Moment die bessere Herangehensweise. Wir müssen gewisse Dinge verändern und verbessern. Wenn wir das schaffen, haben wir auch eine große Chance, das Spiel zu gewinnen."

Sie gehen als Cheftrainer mit dem VfR Aalen in Ihre dritte Saison. Sie haben in den ersten beiden Jahren die Saisonziele deutlich übertroffen. Ohne den insolvenzbedingten Neun-Punkteabzug wäre es in der vergangene Saison Rang 5 gewesen. Kann es wieder eine Steigerung geben?

Vollmann: "Aufgrund unseres Etats und unserer Kadergröße verbietet es sich, größe Töne anzuschlagen. Wir müssen auch weiterhin alles daran setzen, die 3. Liga zu halten. Nur dadurch können wir die Zukunftsfähigkeit des Vereins herstellen. Deshalb wird und muss es auch in diesem Jahr unser vorrangiges Ziel sein, so schnell wie möglich die 45 Punkte für den Klassenerhalt zu holen."

Sie leisten hier ausgezeichnete Arbeit und hatten gewiss auch andere Angebote.

Vollmann: "Die hatte ich. Aber es war für mich kein Thema, diesen Verein zu verlassen. Wenn ich den Zusammenhalt hier sehe, werfe ich das nicht für ein besseres Angebot über Bord." (Stadionzeitung/Werner Röhrich)


zurück
nach oben