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Vollmann: "Privileg, als Trainer arbeiten zu dürfen"

Peter Vollmann ist neuer Rekordtrainer der 3. Liga.

191 Spiele! Das ist die neue Rekordmarke für einen Trainer in der 2008 eingeführten eingleisigen 3. Liga. Aufgestellt hat sie Peter Vollmann. Der 59-Jährige gewann sein Rekordspiel mit dem VfR Aalen 2:0 bei den Sportfreunden Lotte. Er löste damit Frank Schmidt ab, der seit vielen Jahren beim aktuellen Zweitligisten 1. FC Heidenheim an der Seitenlinie steht und den FCH auch in allen fünf Drittliga-Spielzeiten betreut hatte (190 Partien). Vollmann trainierte in der 3. Liga neben Aalen auch noch den FC Hansa Rostock (Aufstieg in die 2. Bundesliga) und den SV Wehen Wiesbaden.

Im Interview spricht Peter Vollmann über das Rekordspiel, die Entwicklung der 3. Liga und das Alter.

Herzlichen Glückwunsch zum 191. Einsatz als Trainer in der 3. Liga! War Ihnen vor dem Lotte-Spiel bewusst, dass Sie nun Rekordtrainer sind?

Peter Vollmann: "Nein. Ein befreundeter Journalist hat mir davon erzählt. Im Kopf hatte ich die ungefähre Gesamtzahl meiner Spiele. Es sind rund 550 in Deutschland. Nimmt man das Ausland hinzu, komme ich auf etwas über 600 Einsätze an der Seitenlinie."

Was bedeutet es Ihnen, jetzt der Trainer mit den meisten Spielen in der eingleisigen 3. Liga zu sein?

Vollmann: "In erster Linie habe ich mich über den Sieg in Lotte gefreut. Dass ich damit auch noch Frank Schmidt als Rekordtrainer abgelöst habe, kommt sozusagen obendrauf. Für mich ist es nach wie vor ein Privileg, als Trainer arbeiten zu dürfen. Ich empfinde es durchaus als Kompliment, dass ich in der 3. Liga so lange dabei bin."

Ihr Rekordspiel gewann Ihre Mannschaft 2:0. Wie haben Sie die Partie erlebt?

Vollmann: "Wir waren gut auf den nicht einfach zu bespielenden Platz und den Gegner eingestellt. Die Tore haben wir in der ersten Halbzeit zu guten Zeitpunkten erzielt und danach kaum noch etwas zugelassen. In Hälfte zwei wollten wir nicht nur verwalten, sondern haben immer wieder Nadelstiche gesetzt. Die Konter hätten wir aber besser ausspielen müssen."

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation mit dem VfR ?

Vollmann: "Es war ein guter Spieltag für uns. Ich denke, dass wir noch mindestens sechs Punkte aus den verbleibenden acht Partien benötigen, um den Klassenverbleib unter Dach und Fach zu bringen, sofern es beim Abzug von neun Zählern bleibt. Die Chancen stehen gut. Ich bin aber kein Freund davon, sich zu früh zu freuen."

Überschattet wurde die Schlussphase von der schweren Verletzung bei Ihrem Abwehrspieler Fabian Menig. Wie geht es ihm?

Vollmann: "Das war in der Tat eine schlimme Szene. Nach einer Abwehraktion im eigenen Strafraum blieb Fabian liegen. Er musste mehrere Minuten am Rücken behandelt und dann ins Krankenhaus gebracht werden. Dort stellten Ärzte glücklicherweise „nur“ eine Halswirbelstauchung fest. Die ist schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Wir alle waren sehr erleichtert."

Mal Hand aufs Herz: Können Sie sich noch an Ihr erstes Drittligaspiel erinnern?

Vollmann: "Ganz ehrlich: Nein! Helfen Sie mir."

Am 1. Spieltag der Saison 2010/2011 gewannen Sie mit Hansa Rostock 3:0 gegen Ihren jetzigen Verein VfR Aalen!

Vollmann: "Aalen? Wirklich? (lacht) So schließt sich im Fußball eben manchmal der Kreis."

Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis in der 3. Liga?

Vollmann: "Das 7:2 gegen die SpVgg Unterhaching in der Aufstiegssaison mit Rostock wird mir immer in Erinnerung bleiben. Wir lagen 1:2 zurück und haben wirklich schlecht gespielt. Hätte mir da jemand gesagt, wir gewinnen noch, den hätte ich für verrückt erklärt. Den Aufstieg am Saisonende haben wir dann auf dem Autobahnrastplatz vor dem 2:2 in Regensburg irgendwo in Bayern gefeiert. Die Konkurrenz hatte allesamt für uns gespielt und wir waren nicht mehr von Rang zwei zu verdrängen. Die Blicke der Autofahrer auf unsere ausgelassen feiernde Mannschaft waren einmalig."

Was macht die 3. Liga für Sie aus?

Vollmann: "Die Entwicklung ist absolut positiv. Mannschaften aus ganz Deutschland treten gegeneinander auf hohem Niveau an. Ich kenne jeden Trainer und jeden Spieler. Über den Respekt, der mir von allen Seiten entgegengebracht wird, freue ich mich sehr. Für mich ist die 3. Liga ein Stück Zuhause geworden. Deshalb war und bin ich nicht traurig, nie einen Bundesligisten trainiert zu haben."

Am Saisonende werden für Sie 199 Drittligapartien in der Statistik stehen. Wissen Sie schon genau, wie es dann weitergeht?

Vollmann: "Ich gehe fest davon aus, dass wir in der Klasse bleiben. Ich freue mich auf hoffentlich noch viele Partien. Meine Spieler sehen mich - denke ich - nicht als fast 60-Jährigen an. Ich merke jedenfalls bisher nichts davon. Ein paar Jahre kann ich also noch Trainer bleiben (lacht)." (MSPW)


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