TELENOT

VfL-Cheftrainer Joe Enochs im Gast-Interview

VfL-Coach Joe Enochs hat eine Spitzenmannschaft geformt.

Die Vita von Joe Enochs ist ungewöhnlich beständig. Der 45-jährige US-Amerikaner spielt und arbeitet seit 1996 ununterbrochen für den VfL Osnabrück. Exakt 376 Mal kam er für den ehemaligen Bundesligisten zum Einsatz - Vereinsrekord! Nach seiner aktiven Karriere war er - zunächst fast ausschließlich im Nachwuchsbereich - als Trainer für die Lila-Weißen tätig. Seit August 2015 steht er bei der ersten Mannschaft an der Seitenlinie. Mit seinem Team belegt er aktuell Tabellenplatz zwei und damit einen direkten Aufstiegsrang. Wir sprachen mit Joe Enochs.

Herr Enochs, die Länderspielpause haben Sie unter anderem für ein Testspiel gegen Bundesligist SV Werder Bremen genutzt. Welche Erkenntnisse hat das 1:5 geliefert?

Enochs: "Besonders die einfachen Ballverluste im Mittelfeld nutzt ein Bundesligist ganz anders aus als ein Drittligist. Das wurde uns gegen Bremen deutlich vor Augen geführt. Klar ist, dass wir nicht gerne so hoch verlieren. Dennoch war der Test positiv, um im Rhythmus zu bleiben, einigen Spielern wertvolle Praxis zu geben und gegen einen höherklassigen Gegner zu lernen."

Bei einem Laktat-Test ließen Sie Ihre Spieler außerdem kräftig schwitzen. Waren Sie zufrieden?

Enochs: "Wir haben uns gegenüber dem letzten Test verbessert. Das stimmt mich zufrieden. Die Länderspielpause war optimal, um die Belastungsprobe durchzuführen. In einer normalen Trainingswoche ist das nicht möglich."

Ist die Stimmung im Training besser, wenn man auf Rang zwei steht?

Enochs: "Ganz klar. Wenn ich etwas Anderes behaupte, würde ich lügen. Wichtiger als der Tabellenplatz ist jedoch für mich, dass wir immer den Kontakt zu den Spitzenplätzen halten."

Wie gehen Mannschaft und Umfeld mit der aktuellen Situation um?

Enochs: "Die Mannschaft kann das sehr genau einschätzen. Wir wissen, dass wir hart arbeiten müssen, wenn wir oben bleiben wollen. Aus dem Umfeld des Vereins haben wir schon mitbekommen, dass die Erwartungshaltung gestiegen ist. Schwierig wird es, wenn die Hoffnungen und Träume so groß werden, dass wir ihnen kaum gerecht werden können. Auf der anderen Seite ist genau das eine besondere Herausforderung bei einem Traditionsverein, der wir uns stellen."

In der 3. Liga geht es extrem eng zu. Der Vorsprung von Osnabrück auf Aufsteiger SSV Jahn Regensburg auf Rang 15 beträgt zum Beispiel nur sechs Punkte. Warum ist alles dicht an dicht?

Enochs: "Die meisten Partien werden durch Kleinigkeiten entschieden, weil die Mannschaften nicht viel trennen. Die Qualität der Spieler ist ähnlich. Auch verfügen die meisten Vereine über einen breiten Kader und können damit Ausfälle gut kompensieren. Weil es so extrem ausgeglichen ist, kommt den Standardsituationen eine große Bedeutung zu. Gerade das Defensivverhalten bei ruhenden Bällen ist wichtig."

Am Saisonende könnte es auch auf die Tordifferenz ankommen. Da schneidet Osnabrück mit 19:17-Toren nicht optimal ab. Wo liegen die Gründe?

Enochs: "Wir sind recht zufrieden mit 19 erzielten Treffern. Aber wir bekommen zu viele Gegentore. Beim 2:4 in Bremen und beim 0:3 in Chemnitz waren es allein sieben. In diesen Spielen sind wir nach einem Rückstand eingebrochen. Das darf uns nicht passieren."

Am Freitag geht es gegen den VfR Aalen. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Enochs: "Aalen hat nicht umsonst erst elf Gegentreffer hinnehmen müssen. Das zeigt, dass der VfR defensiv nicht viel zulässt. Beim jüngsten 0:0 in Paderborn hat es die Mannschaft meines Kollegen Peter Vollmann zum Beispiel wieder einmal gut gemacht. Außerdem ist es den Aalenern gelungen, vorne immer wieder Nadelstiche zu setzen. Darauf müssen wir uns einstellen. Vor der Saison hatten den VfR nur wenig auf der Rechnung. Es ist jetzt aber kein Zufall mehr, nach 14 Spieltagen auf Rang vier zu stehen." (MSPW)


zurück
nach oben